Sunday, March 31, 2013

Warum ein neues Blog


Es sind schon 6 Jahre her seit dem ich mein erstes Blog anfing, mein Fotoblog. Damals war ich 16 Jahre alt und hatte keine Ahnung, wie viel Ärger ich verursachen werde, wenn ich meine frechen Meinungen zu angesehenen Fotografen einfach drauflos schreibe. Zum Glück. Denn ich habe auch viele Freunde gewonnen.

In der Zwischenzeit bin ich nach Wien gezogen, habe mein erstes Studium beendet, ein zweites angefangen, vieles gesehen, gelesen und erlebt – und damit auch weniger Zeit zum Blogschreiben gehabt. Auch mein Mut ist leider mit dem Erwachsenwerden etwas weniger geworden. Dafür die Ideen wohl umso mehr.

Das Schreiben an einem Blog ist aber leider mit viel Zeitaufwand verbunden. Und Zeit ist bekanntlich eine Luxus-Ressource. Warum also ein neuer Blog? Vielleicht weil ich ein Digital Native bin, jünger als das Internet. Die meisten wunderbaren Leute oder Ideen die mir begegnet sind, habe ich, wenn auch indirekt, mittels Internet kennengelernt. Alle Jobs die ich bis jetzt hatte, hätte ich ohne dem Internet nicht. Fotoagenturen, Zeitschriften, Unistellen: alle habe ich irgendwann zum ersten Mal im Internet gesehen. Meinen lieben Freund habe ich auf StudiVZ kennengelernt, unsere inspirierende Mitbewohnerin hat er via Twitter gefunden. Urlaubsorte und Flüge suchen wir natürlich im Netz. Bücher, Filme, Musik, Ausstellungen und Theatertickets sowieso. Wann und wo wir Freunde treffen, machen wir uns über Facebook aus. Unser WG-Kater hatte auch ein Facebook-Profil, der verstorbener Hamster war auf Twitter.

Daher ein Blog, eines in dem es um Visuelles gehen wird. Ich bekam vor zwei Jahren von einer rumänischen Kultzeitschrift den Auftrag ein Foto zum Thema FAMILIE zu machen. Einige andere
"Lieblingsfotografen" der Zeitschrift stellte man dieselbe Aufgabe. Die Aufnahmen wurden dann innerhalb einer ganzen Ausgabe zum Thema Familie  integriert und ergaben durch die unterschiedlichen Bildsprachen eine interessante Mischung – fast so vielfältig wie Familien nur sein können. Die Aufgabe fiel mir aber anfangs nicht leicht. Woher sollte ich eine Familie nehmen? Die FreundInnen in Wien heiraten doch nicht. Ich könnte höchstens bei den netten türkischen Nachbarn anrufen. Aber wie soll ich das Bild begründen? Nach Timisoara zu fahren nur um meine Eltern am Sofa sitzend zu fotografieren war grad etwas ungünstig. Nun war ich gezwungen darüber nachzudenken was das Konzept von Familie eigentlich bedeutet. Eltern und kleine Cousinen sehen, hören und zuhören, Trost suchen und Witze erzählen tun wir doch auf Skype. Meine Heimatstadt ist 500 km entfernt. Im Internet macht es aber kein Unterschied ob es 50 oder 5000 sind, die Onlinefamilie ist immer dabei.



 Onlinefamilie. Luiza Puiu. Decât o revistă, Juni 2011

Die RedakteurInnen fanden die Idee richtig gut und bestanden darauf das Bild zu veröffentlichen obwohl  die Auflösung des Screenshots technisch bedingt nicht besonders war.